Dorfbegehung mit viel geschichtlichem Hintergrund:
Rohlstorf. Mit 28 Teilnehmern besuchte der Heimatverein des Kreises Segeberg die Gemeinde Rohlsdorf zu der die Ortsteile Christianenthal, Düsternbrook, Fährkate, Hexenberg, Imrade, Krögsberg, Margarethenhof, Quaal, Quaaler Teich, Gut Rohlstorf, Warder, Warderfelde und Wardersee gehören.
Rohlstorf liegt am Westufer des Wardersees und 7 km östlich von Bad Segeberg sowie rund 27 km von der Ostseeküste entfernt an der Bundesstraße 432. Den Nachmittag begleitete Bürgermeister Tim Breckwoldt, von Beruf selbstständiger Bauingenieur. Da der Heimatvereinsvorsitzender Peter Stoltenberg im Urlaub war begrüßte Harald Becker (2. Vorsitzender des Heimatvereins) den Bürgermeister und die Teilnehmer/-innen der Dorfbegehung. Die Gemeinde zählt rund 1300 Einwohner und hat eine Größe von 1968 Hektar.
Die Ortsteile gehörten in der Vergangenheit überwiegend dem Gut Rohlstorf an. Seit der Auflösung der Gutsbezirke 1928 bilden sie eine Gemeinde. In Quaal ereignete sich 1445 eine Brandkatastrophe. Bei einer Hochzeitsfeier entstand ein verheerender Brand, der bis zu 180 Todesopfer gefordert haben soll und als Qualens Brudlacht sprichwörtlich für plötzliches schweres Unglück wurde. Wappen: „Geteilt von Grün und Silber. Oben ein goldenes Garbenbündel mit sechs Ähren, unten über einem grünen Buchenblatt ein blauer Wellenbalken.“
Zuerst gings es ins Internat Schloss Rohlstorf, das inmitten alter Wälder am Rande eines Landschaftsschutzgebietes liegt. Internatsleiter Michael Roelofs und Uwe Hamann (Geschäftsführer des Gutsbetriebs) übernahmen die Führung durch das Gelände und die Gebäude. Das Gut Rolfstorf umfasst ca. 1200 Hektar (800 ha Ackerbau, 370 ha Forst). „Wir bauen Raps, Weizen, Gerste und Zuckerrüben an“, erklärte der seit sieben Jahren als „Chef“ im Gutsbetrieb tätige Hamann.
Direkt am Wardersee, einem der schönsten Seen Schleswig-Holsteins, steht das Herrenhaus mit seinen Nebengebäuden. Schon die zwei Kilometer lange Fahrt zum Schloss durch die alte Lindenallee lässt einen die Unruhe der Großstadt vergessen. Kindern und Jugendlichen bietet sich hier eine idyllische Natur, perfekt für jegliche Art von Freizeitgestaltung. „Wir mögen Dich so, wie Du bist. Wir vertrauen auf Deine Fähigkeiten. Wenn Du uns brauchst, sind wir da., Versuche es zunächst einmal selbst,“ zitierte Michael Roelofs das ganzheitliche Konzept des Internats, das zu 85 % aus Steuermitteln finanziert und als Gemeinschaftsschule betrieben wird. Zusammengefasst: „Stärken stärken, Schwächen schwächen. Vier Worte, ein Ziel – selbstbewusste Schüler.“ 54 Vollzeitstellen kümmern sich um das Tagesgeschäft.
Das Internat Schloss Rohlstorf (40 Kinder leben dort tagtäglich, außer in den Sommerferien) wird seit 2004 ehrenamtlich von Annette von Rantzau geleitet. Im August 2010 erfüllte sich die Hamburger Gymnasiallehrerin und Mutter von vier Söhnen ihren langersehnten Traum von einer Schule mit eigenem Pädagogik-Konzept. Die Annette von Rantzau Gemeinschaftsschule bietet allen Kindern, die etwas lernen wollen, die Möglichkeit, den Hauptschul- und Realschulabschluss in Rohlstorf zu erwerben und den Übergang zur gymnasialen Oberstufe zu erlangen. Schule und Internat sollen die jungen Absolventinnen und Absolventen optimal auf ihre anschließende Ausbildung vorbereiten, so Annette von Rantzau. Ein großer Förderer ist der Unternehmer Bernd Jorkisch, Vorsitzender des Fördervereins der Einrichtung.
Die spätromanische Kirche im Ortsteil Warder wurde um 1200 erbaut. Ihr Name leitet sich von einer Halbinsel im Wardersee ab, auf der eine Kapelle gestanden haben soll. Die Kirche zu Warder wurde erstmalig urkundlich erwähnt im Jahr 1198. Eine Generation nach dem großen Missionar des Nordens Vicelin wurde dieses Gotteshaus geistliches Zentrum für Warder und viele Dörfer im Umkreis. Diese Feldsteinkirche stammt in den Ursprüngen aus dem 12. Jahrhundert, mit dem markanten Turm wurde als runder Feldsteinturm errichtet und im 19. Jahrhundert vierkantig ummauert. „Über Jahrhunderte sind Menschen hierhergekommen, um Gottesdienst zu feiern, sich zu besinnen, um Gott zu begegnen oder geistliche Musik zu hören“, berichtete Hans-Joachim Bolda aus den kirchlichen Aufzeichnungen.
Text + Fotos: Harald Becker